Sinnsucher

„Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers“


Jean Jaurés

Das Leben ist ein Spiel. In diesem Spiel kann man nicht siegen, man kann es nur spielen und dabei Erfahrungen gewinnen. Es ist kein Strategiespiel wie Schach oder Mühle. Es ist nicht, aber es nennt sich für mich „Mensch ärgere dich nicht“, es geht ausschließlich um den Spaß. Für nichts im Leben zahle ich einen Preis. Unter dem Aspekt zu lernen, ziehe ich aus allem einen Gewinn, ohne, dass auch nur ein Mitspieler verliert. Ich spiele nicht in den Grenzen, sondern wie ein Delphin, mit den Grenzen.

Um globale Sicht mit persönlichem Denken zu verbinden, ist die Frage zu beantworten, ob „die Welt ist, wie ich sie sehe“ oder „sehe ich die Welt, wie sie ist“.

Aufgewachsen als Erstgeborener in einer Scheidungsfamilie, war meine Mutter völlig mit meinem Bruder und mir, ihrem Beruf und ihren „Beziehungen“ überfordert. Das Mutterhaus war von deren Beruf „Lehrerin“ – Intelligenz (sie ganz besonders kopfgesteuert) – dominiert, was in fortwährender Einschüchterung und emotionaler Erpressung seinen täglichen Niederschlag fand und durch zornige körperliche Gewalt bis zu ihrer eigenen Erschöpfung temporär unterstützt wurde. Was nicht sein konnte, das nicht sein durfte. Als ein nicht sonderlich guter Schüler haben die Lernergebnisse nicht den mütterlichen Erwartungen entsprochen, was mit „Lernstrafen“ beseitigt werden sollte. Mit meinen heutigen Kenntnissen kann ich sagen, dass als Konsequenz daraus in meinem Privatleben für sehr lange Zeit in meinem Unterbewusstsein Weiblichkeit mit Gewalt und Unterdrückung identisch war. Von einem damit verbundenen Autoritätsproblem – vor allem im Berufsleben wegen dem fortlaufenden Gefühl von Bevormundung durch in dem Fall männliche Vorgesetzte – möchte ich gar nicht reden. Es hat bis zu meinem ca. 48. Lebensjahr gedauert, das zu erkennen und bewusst zu verändern.

Kindgemäß habe ich mir aus den täglichen Erlebnissen natürlich die Frage nach den Ursachen gestellt. Wie alle Kinder zweifelte ich nicht an der Richtigkeit meiner Mutter, sondern an meinem Denken und Verhalten. Das Ergebnis sind Selbstzweifel und solche Glaubenssätze, wie: „nicht liebenswert zu sein“, „etwas nicht verdient zu haben“ und „falsch oder schlecht zu sein“. Diese Schlussfolgerungen wirken nicht im Bewusstsein, sie sitzen tief im Unterbewusstsein und bestimmen, solange sie nicht enttarnt sind, das ganze Leben. Erreichte Erfolge werden selber in Frage gestellt, ihre Echtheit oder Größe angezweifelt und Komplimente mit den Worten „… so schwer war es ja gar nicht“ abgetan.

Die Erlebnisse vom ca. 5. bis zum etwa 14. Lebensjahr haben dazu geführt, dass ich mich innerlich verschlossen habe, nach außen hart wurde, stark sein musste und mich nur auf mich verlassen konnte.

Diese Schlussfolgerung von „stark sein müssen“ hat mich in meinem gesamten Kontakt zu anderen Menschen über Jahrzehnte begleitet, um nicht zu sagen, dominiert. Es war mein Schutz vor/gegen die Welt.

Viele Jahre habe ich geglaubt, dass bestimmte mich störende Umstände in meinem Leben das Ergebnis des Handelns anderer Personen gegen mich sind, also eine Folge von Sympathie und Antipathie anderer Personen mir gegenüber. Mit diesem Denken waren natürlich sehr viel persönlicher Ärger, Wut, Ängste und letztlich auch nicht förderliches Verhalten verbunden. Die Weltsicht aus dieser Position ist: „die Welt ist, wie ich sie sehe“. Die Projektion nach außen und die Suche der „Schuld“ bei anderen Menschen ist das typische Opferdenken. Opferdenken bedeutet aber nichts Anderes, als sich im Denken und Handeln in den Ergebnissen von anderen Menschen abhängig zu machen. Opfer heißt, nicht zu erkennen oder gar zu leugnen, dass es in meiner Hand liegt, Dinge zu verändern. Als Opfer habe ich dem Denken gemäß auch immer versucht, mich verbal zur Wehr zu setzen. Nicht selten habe ich damit allerdings andere Menschen verletzt, enttäuscht und mir selber wieder Steine in den Weg gelegt, für die ich damals die Ursachen wiederum nicht bei mir gesehen habe.

Letztlich habe ich über ein solches Denken natürlich immer die gleichen Dinge in mein Leben gezogen, war „fremdgesteuert und abhängig“. „Fremdsteuerung und Abhängigkeit“ steht nicht im Gegensatz zu Erfolg, die Frage ist lediglich, wie ich damit umgehe, ob und welche „Tiefenwirkung“ und Dauerhaftigkeit damit erreicht wird. Gleichzeitig bedeutet dieser Außeneinfluss immer mehr Manipulation (extrinsisch) auf Kosten der Motivation (intrinsisch). Extrinsisch hat zur Folge, alles dafür zu tun, gemocht und anerkannt zu werden, wie ein Komparse oder Schauspieler eine Rolle – in jeder Lebenssituation eine andere Rolle zu spielen – alles für den Erfolg, Anerkennung. Nie ist ein Komparse oder Schauspieler Regisseur, ein Regisseur aber nicht selten auch Schauspieler.

Dann begann der Prozess der Auseinandersetzung zu dem Thema als solchem, speziell auch mir als Person und meiner Lebens- und natürlich auch Erfolgsgeschichte. Durch Selbst- und Fremdreflektion ist über einen Erkenntnisprozess die Einsicht gewachsen, dass jedes erlebte Ereignis einfach nur die Ursache eines früheren Denkens und Handelns von mir ist. Es ist allein meine Einstellung, die dafür sorgt, wie ich mit jedem Ereignis in meinem Leben, jeder Person, die mir begegnet, umgehe. Die Weltsicht ist: „die Welt ist, wie ich sie sehe“. So habe ich klar für mich erkannt, dass ich der Schöpfer aller meiner Realitäten bin. Es gibt keine Schuld, weder eigene noch anderer Menschen. Ich allein trage für mich die Verantwortung. Also habe ich auch darüber nachgedacht, ob der Schutzschild nach außen noch erforderlich ist. Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass er mir ca. 35 Jahre gedient hat, er mich sicherlich damit geschützt hat, aber auch verhindert hat, Chancen zu sehen und auch zu ergreifen. Also habe ich ihn Schritt für Schritt abgelegt und aus der Wahl „du musst stark sein“ ist für mich geworden „du darfst auch schwach sein“. So haben sich für mich völlig neue Erfahrungen ergeben, die mein Leben wesentlich reicher gestalten und mir die Möglichkeit geben, einfach zu SEIN.

Über diese Einsicht habe ich die Möglichkeit, Herr über meine Gefühle und Emotionen zu sein, ohne diese, wie in der Vergangenheit, zu unterdrücken oder zu negieren. In meinem Wohlbefinden bin ich nicht mehr der Spielball von Personen in meinem Umfeld, ich bin einfach, ich muss nicht mehr sein. Ich bin mein Regisseur. Aus dieser Erkenntnis heraus und dem guten Gefühl, in jeder Situation immer das Richtige zu tun, ist die wesentliche Erkenntnis für mich, dass

Ein großer Philosoph hat einmal gesagt „… lasst sie wieder werden wie die Kinder!“ Kinder wollen spielen, denn sie entdecken die Welt spielerisch, sie lernen im und aus dem Spiel. Wir Erwachsenen können nicht mehr spielen und damit auch nicht mehr wirklich lernen, wir glauben zu wissen, wie es ist und wie es geht. Unser Verstand behindert den Geist! Der Verstand steht still, der Geist will fließen.

… ich aus ALLEM lernen kann, das ist der eigentliche Sinn des Lebens – LERNEN.