Elternschaft

Man kann in Kinder nichts hineinprügeln, aber vieles herausstreicheln“


Astrid Lindgren


Bewusst Eltern werden, bewusste Elternschaft

Bewusst Eltern zu werden ist mehr, als der Entschluss, „Kinder zu machen“. Selbst Paare, die ganz bewusst planen, Eltern zu werden, sind sich ihrer Verantwortung für sich und das im Mutterleib heranwachsende Kind kaum oder gar nicht bewusst. Das selbst die Wochen vor der Zeugung von großem Einfluss auf die Schwangerschaft und natürlich auch die unmittelbare Zeit nach der Geburt haben, ist weder in unserem persönlichen noch dem kollektiven Bewusstsein unserer Gesellschaft abgelegt.

Besuche der werdenden Mutter in der Schwangerenberatung laufen in der Kommunikation darauf hinaus, zu erfragen, ob sich die Frau gut fühlt, sie ordentlich isst und trinkt, keinen Stress hat, gut schläft und ähnliche „Oberflächlichkeit“. Gar keine Rolle spielt in diesen Gesprächen die Lebenseinstellung der Mutter oder der Eltern oder gar die innere Einstellung zu den eigenen Eltern und der eigenen Kindheit und die Existenz weiterer Kinder im Haushalt. „Kinder? Ja, na dann wissen sie wie es geht, dann müssen wir nicht viel erklären“ Ebenso wenig wird ein mögliches Suchtverhalten im Bezug auf Alkohol und Nikotin oder andere körperliche oder geistige Abhängigkeiten wirklich lösungsorientiert mit greifbaren Veränderungen hinterfragt.

Mutter oder Vater sein lernt auch nicht, wer glaubt, dass das kommt, während der Fetus heran wächst oder wenn das Kind dann da ist. Hier wächst der Mensch wirklich nicht mit seinen Aufgaben, hier handelt er nur in der Rolle seiner erworbenen Muster.

Das Bundesfamilienministerium schätzt ein, dass „ … immer noch 10 – 15 % aller Eltern ihre Kinder körperlich hart bestrafen …“, (FOCUS vom 17.02.2009) die Dunkelziffer liegt wesentlich höher. Nach „körperlich leichter“ Bestrafung wird nicht gefragt. Gehen wir davon aus, dass in solchen Familien oft nicht nur ein Kind ist, so kommen wir gut auf ca. 20 % der Kinder (jedes 5. Kind also), die körperlicher Gewalt ausgesetzt sind. Wo Gewalt gegen Kinder herrscht, sind Eltern untereinander auch nur ganz selten gewaltfrei. Hinzu kommt, dass in allen Haushalten bewusst oder unbewusst die Mittel von emotionaler Erpressung und Liebesentzug praktiziert werden.

Da wir alle – auch wenn wir es nicht hören oder wahr haben wollen – differenziert unter solchen Umständen aufgewachsen sind, haben wir diese unbewusst auch in unser Leben integriert. Wenn wir heute körperliche Gewalt ablehnen, so arbeiten wir doch mit Liebesentzug und emotionaler Erpressung. Weder sind uns aus unserer Entwicklung diese Situationen präsent, noch registrieren wir, wenn wir sie einsetzen. Zumeist können wir nicht einmal mit den Begriffen etwas anfangen. Nicht selten neigen wir in unserem Leben als Erwachsene zu der Aussage, dass unsere Eltern gar keine andere Wahl gehabt hätten, als uns körperlich zu züchtigen, uns weg zu sperren oder anders zu strafen. Wir geben uns die Schuld für das gewaltsame Handeln unserer Eltern. Kein Betroffener stellt die Frage nach den Fähigkeiten oder treffender formuliert, der Unfähigkeit der Eltern. Eltern sind nicht nur für die Kinder als Kinder wie Götter, selbst als erwachsene Kinder zweifeln wir nur selten an dem Verhalten unserer Eltern. Das sehen wir einerseits daran, dass uns unsere Eltern selbst wenn wir selber schon Kinder haben, noch wie Kinder behandeln und Gehorsam erwarten und andererseits wir selber bei unseren Eltern in die Rolle des Kindes eintauchen. Letztlich wachsen wir mit unseren kindlichen Erfahrungen zu elterlicher Liebe gegenüber Kindern heran und praktizieren bis auf ganz wenige Veränderungen genau das wieder.

Es ist uns aus neurowissenschaftlicher Sicht auch gar nicht möglich, ein anders Verhalten zu erlernen, solange wir hier zunächst einer natürlichen Unbewusstheit unterliegen. Ursache hierfür sind die Spiegelneuronen, die uns gerade in der Kindheit alles aufnehmen und verarbeiten – im Sinne von Speichern – lassen, was uns „vorgemacht“ wird. So entstehen für uns Erwartungs- und Verhaltensmuster, die unmittelbar an unsere Kindheit anknüpfen. Wir verinnerlichen unser „Eltern sein“ aus unseren Kindheitserlebnissen, so, wie wir Liebe (was auch immer unsere Eltern darunter verstanden haben) erfahren haben, geben wir sie weiter. Wir reflektieren als Erwachsene nicht im Geringsten, wie oft wir uns als Kinder missachtet und verletzt gefühlt haben, uns ungerecht behandelt fühlten, bevormundet und unterdrückt. Heute leben wir diese Defizite auf Kosten unserer Kinder aus und verursachen in ihnen den gleichen Schmerz, den wir empfunden haben.

In meinen Coachings und Seminaren mache ich Sie mit den versteckten Mustern ihres Denkens und Verhaltens vertraut. Sie erkennen durch Übungen und in der Diskussion ihre ganz persönlichen Hemmnisse für eine tatsächliche liebevolle Hinwendung zu Ihren Kindern. Sie erfahren durch Selbst- und Fremdreflektion in der Kommunikation, wie elterliches Verhalten Ängste und Glaubenssätze, die uns ein Leben lang prägen, entstehen und wie sie diese erkennen und wandeln können. Erfahren sie, was unter „bewusster Zeugung“ und „bewusster Elternschaft“ zu verstehen ist und wie sie ihren Kindern eine wundervolle Kindheit und ihnen eine tolle Elternschaft ermöglichen.